Herbst

~~~~ Herbst ~~~~

Wie dieser feine Niesel-Schleier am Himmel,
so hüllt mich langsam eine alt-bekannte Melancholie ein....
Erst fühlt es sich fast noch angenehm an,
wie eine leichte prickelnde Sprühdusche auf der Haut....
Doch bald schon bin ich von ihrer Nässe komplett durchtränkt.
Sie zieht mich nach unten.
Alles wird so schwer.
Auch die Farben sind weggewaschen.
Grau.
Ich sehe nur noch grau.
Die Melancholie-Nässe durchdringt mich bis zum tiefsten Kern.
Tränen fließen.
Grundlos.

Ach ja, der Herbst ist da..... um´s loslassen soll es mal wieder gehen.
So wie die Bäume ihre Blätter loslassen,
so soll auch ich loslassen.....
Was nochmal gleich?!
Erwartungen? Vorstellungen? Pläne? Hoffnungen?

Erinnerungen!
Auch sie kommen im Herbst in mich hineingefallen.
Wie der Regen, der da draußen an die Fensterscheibe klopft.
Ungefragt.
Bilder, Gefühle, Gerüche aus vergangenen Zeiten ploppen auf,
unentwegt und plötzlich,
aus dem Nichts.
Alles ist so intensiv.
Setzt sich wie Puzzle-Teile zusammen.
Und zerfällt wieder.

Noch dazu blute ich seit gestern.
Auch ein loslassen.
Verbunden mit einer tiefen Innenschau.... ein Innen, das gerade nur schwarz zu sein scheint.
Längst für überwunden gehaltene Glaubenssätze treiben an die Oberfläche,
nagen an meinem Gehäuse,
das sich gerade noch so stabil und wohlig angefühlt hat.
Nach und nach zerfressen sie es,
bis ich wie der ungeschützte zarte Innenkern auf dem offenen Ozean treibe.
Umhergewirbelt im Wellen-Strudel.

Wo ist mein Anker?

Mir bleibt nichts anderes übrig, als loszulassen.
Mich hinzugeben.
Die Wellen zu surfen, so wie sie gerade kommen.

Und mich mit diesem Ort in mir zu verbinden,
an dem es ganz still ist.

Irgendwo unter all dem,
gibt es diesen Ort,
von dem aus ich das alles beobachten kann.
Jederzeit.
Auch im größten Lärm,
im wildesten Chaos,
gibt es sie.
Die Stille.

Und ich weiß, nächste Woche fühlt sich die Welt schon wieder ganz anders an.
Oder nächsten Frühling?!

No feeling lasts forever....
"Let everything into you..... beauty.... AND terror....."

Das war der Deal.
Den ich eingegangen bin, als ich mich für dieses Leben entschied.
Für diesen Körper.
Für diese menschliche Inkarnation hier auf Erden.
Denn scheinbar hab ich ja irgendwann mal JA dazu gesagt.... auch wenn ich mich jetzt gerade nicht mehr so wirklich daran erinnern kann.

Doch JA, ich wollte es wissen!
Ich WILL es wissen!!
BÄM!
Ich bin süchtig nach dieser Intensität des Lebens!
Ich lege mich nackt auf die Wiese....
spüre den Wind auf meiner Haut....
atme das Leben in mich hinein.
Lasse mein Blut in die Erde fließen,
und fühle,
dass alles ein Kreislauf ist.
Verbunden.
Zyklisch.
Und in ständiger Veränderung.

Und worauf kann ich mich dann noch verlassen?!
Wie soll ich vertrauen, wenn nichts sicher ist? Nichts bleibt?

Oh doch,
es gibt etwas, das bleibt.....
Etwas, das schon immer da war.
Und das immer da sein wird.
Und das ist dieser Ort in mir,
an dem es ganz still ist.
Dieser Ort,
der mich mit allem verbindet.
Ein Ort,
der hinter all den Gedanken und Gefühlen liegt.
Ein Ort,
an dem alles einfach nur IST.

Ich lasse mich vom Herbstwind-Atem dorthin tragen.

Die Sonne kommt raus und ihre Wärme lässt mich alles vergessen.

Frieden.

🙏❤️ Danke für mein Leben! ❤️🙏

Und Danke für dieses Lied, das mich schon so oft begleitet, berührt und gehalten hat!
https://www.youtube.com/watch?v=WO_oEg_bTMU

 


Foto: Zdzislaw Beksinski